Samstag, 24. Januar 2009
 
Uruguay: Verbrechen der Vergangenheit PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von adital-poonal   
Donnerstag, 5. Juli 2007

Neue Dokumente belegen vom Militär geleugnete Verbrechen

Es gibt keine Versöhnung ohne Wissen über die ganze Wahrheit . Diese Überzeugung, die im Widerspruch zu den Bemühungen von Präsident Tabaré Vázquez um ein „Nunca Más“, ein „Nie Wieder“ steht, wurde nun gestärkt durch 23 Dokumente, die jüngst von diplomatischen Kreisen der US-Regierung veröffentlicht wurden. Die Dokumente betreffen die geheimen Abschiebungen uruguayischer Flüchtlinge, die in Argentinien festgehalten wurden. Durch die jetzt veröffentlichten Papiere wird die Praxis der Massenmorde in Uruguay zwischen 1976 und 1978 bestätigt.

Auf Grundlage eines der 23 Dokumente erstattete Rechtsanwalt Óscar López Goldaracena vor dem Richter Luis Charles eine erweiterte Anzeige des so genannten „dritten Fluges". Am Tag zuvor war die vom Präsident angeführte Gedenkfeier "Nunca Más" auf der Plaza Independencia durchgeführt worden. Militärs, die auf Einladung des Präsidenten an dem Akt teilgenommen hatten, waren an den illegalen Abschiebungen beteiigt. Manche dieser Abschiebungen waren als Bestandteil eines Abkommens durchgeführt worden, um in Uruguay verhaftete argentinische Aktivisten heimlich auszuliefern.

Die Dokumente stützen die Anzeigen von Familienangehörigen der Opfer der Repressionswelle zwischen Dezember 1977 und August 1978, die von uruguayischen Kommandos zusammen mit dem Militär und der argentinischen Polizei geleitet wurde. Sie belegen die Schwächen einer Politik, die auf eine Annäherung mit den Verantwortlichen der Massenexekutionen besteht.

Der so genannte “zweite Flug“ ließ den Mord an etwa zwanzig uruguayischen Flüchtlingen, die im Oktober 1976 heimlich von Buenos Aires abgeschoben wurden, unentdeckt. Die Akte des "dritten Fluges" (in Wirklichkeit eine Reihe geheimer Abschiebungen, die sich zwischen Februar und August 1978 ereigneten) bestätigt das endgültige "Verschwinden" von wenigstens 21 weiteren Uruguayern. Einige von ihnen wurden wahrscheinlich auf dem Gelände von La Tablada vergraben, nachdem sie während der Karnevalszeit 1978 von Offizieren der Armee und der Marine verhört und gefoltert worden waren.

Bei den neuen Elementen, die der Anzeige beigefügt wurden, wiederholt sich eine Konstante: alle Informationen, die den Plan Cóndor und die Koordination der Repression betreffen - das betrifft die abscheulichsten Handlungen, begonnen mit den Verbrechen an Michelini und Guitérrez Ruiz, über die Kindesentführungen bis zu den Massenmorden an Flüchtlingen - sind Produkt der Ermittlungsbemühungen von Menschenrechtsorganisationen oder beruhen auf Dokumenten ausländischer Behörden. Die Streitkräfte haben bis heute keinerlei Dokumentation über die Operation Condor geliefert. Bis heute fehlen Details über die Identität der Opfer und das Ziel des "zweiten Fluges", der von den Streitkräften angeordnet worden war.

Das "Nie Wieder" als Maßnahme zur Versöhnung entpuppt sich als verfrüht. Es festigt die Entschlossenheit der militärischen Befehlshaber, die offizielle Dokumentation, die die vollständige Geschichte des Staatsterrorismus zugänglich machen könnte, unter Verschluss zu halten. Heeresbefehlshaber Jorge Rosales wiederholte am 19. Juni 2007 auf der Plaza Independencia, dass jegliche interne Untersuchung innerhalb des Militärs auf Anordnung des Präsidenten geschlossen wurde.

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